Einstellungsgrößen
Fesselnde Geschichten alles eine Frage der Einstellungen
Wird bei Filmen von der Einstellung gesprochen, dann zielt dies nicht auf die Meinung oder die Ansicht einer bestimmten Person zu einer Szene ab. Die Einstellung bezeichnet den optimalen Bildausschnitt für eine spezifische Aufnahme einer Szene. Allgemeinhin werden unterschiedliche Einstellungsgrößen verwendet, die sich im Laufe der Filmgeschichte etabliert haben.
Prinzipiell unterscheidet man zwischen den acht Einstellungsgrößen: Panorama, Totale, Halbtotale, Amerikanisch, Halbnah, Nah, Groß und Detail. Bei den Einstellungen wird zudem eine Gruppierungvorgenommen in die totalen Einstellungen (long-shots) und die nahen Einstellungen (close ups). Eine offizielle Festlegung der Einstellungsgrößen gibt es jedoch nicht.
Eine Einstellung dient als Informationsquelle für den Zuschauer, wobei viele Details der räumlichen Orientierung dienen und die Konzentration auf ein bestimmtes Detail die Wichtigkeit dieser Sache steigert. Im Schnitt werden unterschiedliche Einstellungen kombiniert, wodurch die Handlungsfolge einer Szene geschaffen wird. Anhand der Art und Weise wie mit unterschiedlichen Einstellungen gearbeitet wird lassen sich mitunter stilistische Merkmale des Regisseurs erkennen.
Die Einstellungsgröße definiert den Bildausschnitt, der dem Zuschauer präsentiert wird. Je nach Genre kann die Bildkomposition auf einen höheren Anteil bestimmter Einstellungsgrößen ausgelegt sein. Während sich menschliche Emotionen durch relativ nahe Einstellungen festhalten lassen werden in Actionfilmen vermehrt totale Einstellungen verwendet, die Abläufe besser darstellen können.
Panorama (Supertotale / extreme long shot / long distance shot)
Die weiteste Einstellung ist die Supertotale, die allgemeinhin als Panorama bezeichnet wird. Sie zeigt die gesamte Weite des Bildraums, wobei Menschen oder Gebäude aus großer Distanz abgelichtet werden. Aus diesem Grund wird die Supertotale vielfach als Establishing Shot für einen Film verwendet, da der Zuschauer dadurch eine Orientierungsmöglichkeit für den Spielort der Handlung bekommt. Mit der Panorama Einstellung wird meist Landschaft präsentiert – sei es ein Tal, ein Bergmassiv, eine Stadtsilhouette oder der weite Ozean. Die weite, nahezu menschenleere Darstellung der Natur kann zudem Emotionen wie Einsamkeit, Freiheit, Isolation, Unendlichkeit oder Fremdheit im Zuschauer erzeugen.
Totale (long shot / wide shot / distance shot)
Die Totale wird verwendet, um eine Person oder Gruppe in ihrer Umgebung zu zeigen. Die Totale wird ebenfalls als Establishing Shot für Szenen eingesetzt und führt in die Handlung ein, indem ein Bezug zwischen den Personen und dem Spielort oder der Landschaft hergestellt wird. Je mehr Totale in einem Film verwendet wird, umso distanzierter und unnahbarer werden die Darsteller. Es wird weniger Wert auf Mimik als auf Handlung und Dialoge gelegt.
Halbtotale (medium long shot / figure shot)
In der Halbtotalen ist eine Person vollständig vom Kopf bis zu den Füßen in der unmittelbaren Umgebung zu sehen. In dieser Einstellung ist die Körpersprache von Darstellern oft wichtiger als deren Dialog. Dies beinhaltet ebenso die Interaktion von Gruppen, insbesondere bei höhere Dynamik und schnelleren Bewegungen. Bekannte Beispiele finden sich im Bereich Slapstick Comedy und Actionfilm.
Amerikanisch (medium long shot / three quarter shot / american shot)
In der amerikanischen Einstellung ist eine Person vom Kopf bis zu den Knien in der unmittelbaren Umgebung zu sehen, wobei der Fokus mehr auf der Person als der Umgebungliegt. Der Name dieser Einstellung begründet sich im Western Genre: um die Gleichzeitigkeit von Aktion und Reaktion in einer Duell-Szene spannend inszenieren zu können war es wichtig, den Darsteller beim Z
Halbnah (medium shot / waist shot)
In der Halbnahen ist eine Person vom Kopf bis zur Hüfte in der unmittelbaren Umgebung zu sehen. Obwohl das direkte Umfeld gut erkennbar ist, wird das Interesse auf den Darsteller gelenkt. Besondere Aufmerksamkeiten kommen der Gestik und der Mimik zu, weshalb halbnahe Einstellungen häufig für Dialoge oder in geschlossenen Räumen zum Einsatz kommen. Zudem kann die Einstellung dabei hilfreich sein, um die Beziehung zwischen mehreren Personen zu intensivieren. In deutschen Filmproduktionen ist daher die Bezeichnung halbnahe Einer, Zweier oder Dreier geläufig.
Nah (medium close up / head & shoulder close up)
In der Nahaufnahme ist eine Person vom Kopf bis zur Mitte des Oberkörpers zu sehen. Die Einstellung stellt eine Nähe zur Person her und wird vordringlich bei Dialogszenen oder Interviews verwendet. Besonderer Wert wird auf die Mimik des Darstellers gelegt, da diese dem Zuschauer ermöglicht, anhand von Blicken und Reaktionen, weitere Schlüsse zur Handlung zu ziehen. In einer Dialogszene kommt die „Nahe“ dann zum Einsatz, wenn der Darsteller aktiv spricht oder man seine Reaktion auf etwas, was sein Gegenüber ihm sagt, vermitteln möchte. In deutschen Filmproduktionen werden diese Einstellungen als nahe Einer oder nahe Zweier bezeichnet.
Groß (close up / head shot)

In der Großaufnahme ist das Gesicht einer Person, also der Kopf oberhalb der Schultern, zu sehen, wobei Teile des Kopfes angeschnitten sein können. Noch intensiver als bei der Nahaufnahme liegt hier der Fokus auf der Mimikdes Darstellers. Die Großaufnahme lenkt das Interesse des Zuschauers auf einen Bildausschnitt, wodurch mimische Gefühlsregungen weitaus intensiver wahrgenommen werden können. Die Einstellung baut zum Darsteller eine intime Nähe auf, die eine empathische oder abstoßende Wirkung haben kann.
Detail (detail shot / extreme close up)
In der Detailaufnahme ist nur ein bestimmter Bildausschnitt zu sehen. Bei einer Person ist es meist die Aufnahme von Auge, Mund, Hand oder Fuß. Die Detailaufnahme ist eine besonders dichte Einstellung, die wichtige Details einer Szene deutlich in den Vordergrund stellt. Sie ist zudem gut geeignet, um innere Zustände und Emotionen abzubilden. Die Detailaufnahme lenkt die Aufmerksamkeit zielgerichtet auf einen kleinen Ausschnitt und kann somit eine intensive Wirkung haben, die ebenso interessant wie abstoßend wirken kann.
Italienische (italian shot)
Eine Sonderform und Unterart der Detailaufnahme, bei der nur die Augen des Darstellers zu sehen sind. Den Namen hat die Einstellung dem Italo-Western zu verdanken. Ein markantes Beispiel ist die Duellszene zwischen Henry Fonda und Charles Bronson in Sergio Leones Klassiker.
Einstellungen geschickt kombinieren
Die acht benannten Einstellungsgrößen eröffnen eine breite Palette an Möglichkeiten, um eine Szene zu realisieren. Rechnet man hinzu, dass Regeln gebrochen und Einstellungen kontrastierend zu ihrer Wirkung eingesetzt werden können, wird das Spektrum nahezu unendlich.
Im Film wird die Handlung durch die Aneinanderreihung verschiedener Einstellungen erzählt, wobei dem Verhältnis der Einstellungsgrößen zueinander eine gewichtige Bedeutung für die Aussage einer Szene zukommen kann. Jede Einstellung hat einen bestimmten Zweck und eine gewisse Wertigkeit für die Dramaturgie und sollte deshalb gezielt eingesetzt werden, um eine bestimmte Stimmung im Zuschauer zu erzeugen. Bei der Bewertung einer Einstellung spielen natürlich auch der Bildinhalt und die Aktion im Bildraum eine entscheidende Rolle.
Bei der Drehbuchauflösung legen Regisseur und Kameramann fest, wie handlungsintensiv oder emotional eine Aufnahme sein soll. Aber auch, wie viel der Zuschauer von der Umgebung sehen darf und wie nah er an den Darsteller herangeführt wird. Das Wissen um die Wahl der geeigneten Einstellungsgröße ist essentiell, um allein mit der Macht der Bilder Emotionen im Zuschauer zu wecken und eine spannende, fesselnde Geschichte zu erzählen.
Videotipps 05 / 2016