Frankreich - Immer dem Meer entlang
Die Küste im Norden und Westen Frankreichs ist tausende Kilometer lang, mal wild, mal mit breiten Sandstränden. Wer dem Meer folgt, entdeckt immer wieder Neues, eine wahre Fundgrube für Fotografen – über tausende Kilometer vom Ärmelkanal im Norden über die Normandie und die Bretagne bis hin zum Golf von Biscaya. Dabei gibt es nicht nur die Natur zu entdecken und in Fotografien festzuhalten, sondern auch viel Historisches. Wichtig bei so einer Flut an Motiven ist es, sich dennoch Zeit für diese zu nehmen. Dazu gehört auch, sich auf die Begebenheiten einzulassen und seine Motive zu entdecken.
Die Küste ist mehr als nur der Strand oder die felsigen Klippen am Meer. Frankreichs Küste ist ein ganzer Landstrich, den es zu entdecken gilt. Viele Ortschaften oder Städte haben noch ein besonderes Flair vergangener Tage, schmale Ortsdurchfahrten an historischen Kirchen vorbei, Postkartenmotive en masse. Wer sich also aufmacht sollte viel Zeit einplanen und außerdem einigermaßen mobil sein. Eine Tour mit dem Auto, Motorrad oder Fahrrad bietet sich an – je nach persönlicher Kondition.
Strände soweit das Auge reicht gibt es beispielsweise in der Normandie. Nicht umsonst landeten die alliierten Truppen im Juni 1944 dort, der Weg nach England über den Ärmelkanal ist kurz, die breiten Sandstrände sind flach und bieten ausreichend Platz. Wer sich dorthin aufmacht, sollte auf jeden Fall früh unterwegs sein und einigermaßen leichtes Kameragepäck dabei haben. Abgesehen von den touristisch ausgebauten Stränden an den historischen Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs führt der Weg zum Meer oft durch einen Küstenstreifen, der als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Ein Stückchen Fußweg durch Sanddünen ist dann angesagt, nicht unbedingt besonders weit, aber Sand ist neben Salzwasser bekanntlich der größte Feind der Fotoausrüstung. Man sollte also tunlichst aufpassen, keinen Sand in die Kameratasche zu lassen. An windigen Tagen ist das leichter gesagt als getan. Besonders dann sollte beim Objektivwechsel darauf geachtet werden, dass man mit dem Rücken zum Wind steht und die Öffnung der Kamera senkrecht nach unten hält. Mit der Perspektive gilt es zu spielen. Dazu gehört auch, die fotografische Komfortzone zu verlassen und beispielsweise mal in die Hocke zu gehen. Die Kamera sollte gerade ausgerichtet sein – Fotos verlieren schnell an Qualität wenn rechts bzw. links das Wasser aus ihnen rausläuft. Bei zahlreichen Kameras lässt sich ein Gitternetz oder eine Wasserwaage einblenden – damit ist die gerade Ausrichtung ein leichtes.
Die Strände der Normandie sind riesig, ein Panorama bietet sich hier fast an. Wer das Stativ und den Panoramakopf nicht durch die Dünen schleppen will, der kann auch mit einem Weitwinkelobjektiv die Weite einfangen. Wobei das Panorama den Vorteil hat, dass sich damit auch Menschen aus Bildern entfernen lassen, indem man einfach mehrere Bilder vom gleichen Strandabschnitt übereinanderlegt und dann die Menschen ausblendet. Denn egal, wie früh man aufbricht, auf jedem Parkplatz steht schon mindestens ein Wohnmobil. Zum perfekten Tag am Strand gehört natürlich ein Picknick, ein Camembert aus der Normandie, ein Baguette und eine Flasche Rotwein – aber bitte nicht mit der Kamera in eine Tasche packen und vorher festlegen, wer anschließend fährt.
Dieses „savoir vivre“, dem sich auch Touristen schnell hingeben, lässt sich natürlich auch im Hinterland entdecken. Hier wird der berühmte Camembert hergestellt, hier gibt es noch in fast jedem Ort ein Café am zentralen Platz an der Kirche, in dem sich wunderbar eine Pause einlegen lässt. In den Ortschaften unweit der Küste gibt es freilich Fotomotive an jeder Ecke, zum Spaziergang gehört dann natürlich immer eine Kamera umgehängt, ein Zoomobjektiv macht das Kameragepäck handlicher. Wer Architektur fotografiert, macht sich das Leben mit einem Stativ natürlich leichter. Zumal in Verbindung mit einem Shiftobjektiv, mit dem sich stürzende Linien verhindern lassen. Diese lassen sich zwar später auch am Computer korrigieren, aber dabei werden Pixel verschoben oder gar interpoliert (hinzugerechnet), so dass die Bildqualität zwangsläufig darunter leidet. Der clevere Fotograf beugt hier vor.
Und natürlich gibt es im Norden Frankreichs auch touristische Highlights, beispielsweise den Mont Saint Michel ganz im Westen der Normandie. Da muss man sich nichts vormachen, der Ort ist fantastisch anzusehen, aber auch fantastisch voll. Die eindrucksvollsten Aufnahmen gelingen in der blauen Stunde sowie am Vor- und Nachmittag.
Wer etwas andere Blickwinkel ohne störende Touristen im Bild haben möchte, macht eine Wanderung an der Küste entlang. Mit ziemlich viel Brennweite lassen sich gute Bilder machen, mit Objektiven mittlerer Brennweise lassen sich Berg und Landschaft in einen Kontext bringen. Wer besonderes Glück hat, kann sogar ein Gewitter über dem Klosterberg fotografieren. Aber Vorsicht: Es gibt nur wenige Plätze bei Gewitter, wo man vor den Blitzen geschützt ist. Bei herannahendem Gewitter sollte also dringend Deckung gesucht werden. Eine Option ist das Auto. Wer es wagen will, stellt die Kamera auf ein stabiles Stativ, arretiert den Fernauslöser oder fotografiert über das Tablet und wartet im sicheren Auto, bis das Gewitter vorbeigezogen ist. Allerdings muss einem bewusst sein, dass die Kamera vom Sturm umgerissen werden kann oder womöglich im Sturzregen Schaden nimmt. Je nach Stativausführung kann man dieses mit Säcken beschweren. Damit reduziert man die Wahrscheinlichkeit, dass es aus dem Gleichgewicht gerät. Die Kameraausrüstung gehört in jedem Fall umgehend mit einem Fusselfreien Tuch getrocknet.
In der Bretagne, die unweit des Mont Saint Michel beginnt, wird die Küste rauer, Felsen dominieren oft, im Wechselspiel von Sonne und Wolken erscheinen Fotomotive immer wieder in neuem Licht. Vorgelagerte Felsen wirken wahlweise ruhig oder wild, je nach Wetter, die Bretagne ist eine Region für besonders große Teleobjektive – ein wenig Ausdauer beim Tragen inklusive. Wer ein wenig gewichtssparender unterwegs ist, beispielsweise auf dem Fahrrad, findet in den kleinen Häfen viele Fotomotive. Es lässt sich wunderbar mit verschiedenen Belichtungszeiten experimentieren. Kurze Zeiten frieren das Wasser ein, lange Belichtungszeiten lassen es weich erscheinen.
Dagegen ist weiter südlich auf dem Weg in die Biskaya schon eine Trittleiter angebracht. Denn in La Rochelle stehen noch immer die deutschen U-Boot-Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg – im Hafen und hinter einem mehr als zwei Meter hohen Zaun. Zu den Bunkern selbst kommt man nicht, die Einlasskontrolle zum Hafen ist streng, wer kein Schiff vorweisen kann, kommt nicht aufs Gelände. Es bleibt also nur der Blick von außen, entweder über oder durch den Zaun hindurch. Wer jetzt keine Leiter dabei hat, der muss durch den Zaun fotografieren, was aber auch möglich ist. Dazu sollte eine möglichst große Brennweite gewählt werden, in Kombination mit möglichst großer Blendenöffnung (kleine Blendenzahl). Dann taucht der Zaun im Bild später nicht auf, vorausgesetzt, man war wirklich nahe dran.
Die Biskaya als touristisch erschlossener Küstenstreifen hat schließlich ihre eigenen Reize. Wer außerhalb der Saison unterwegs ist, kann beispielsweise auf der Ile de Ré entspannen, die La Rochelle vorgelagert ist und wo heute noch Salzgärten in Betrieb sind, in denen das Meerwasser verdunstet. Auf dem Weg in den Süden wartet ansonsten noch Bordeaux mit den unweit davon entfernten Weingebieten. Wer seinen Frankreichurlaub stilecht zu Ende bringen will, macht dort einen Zwischenstopp. Vor allem in kleineren Weingütern sind auch Fotografen willkommen, die dann auch problemlos mal eine Stunde alleine in den Weinkeller können, ein 360-Grad-Panorama fotografieren.