Autorennen - Beim Dröhnen der Motoren am Hockenheimring
Der Duft von Benzin und das Dröhnen der Motoren locken Rennsportfans an die Strecken. Wem es mehr aufs Fotografieren ankommt als auf den Sieger, für den ist ein Renntag aber ebenfalls spannend – und mit Eintrittspreisen ab 16 Euro (Vollpreis) auch erschwinglich. Wir waren im Zweierteam aus Rennsport- und Fotofan unterwegs und hatten einen tollen Tag am Hockenheimring.
Unser Renntag beginnt recht entspannt am späten Vormittag. Schon bevor wir den Hockenheimring erreichen, hören wir ihn. Das wichtigste Requisit für den Besuch eines Autorennens ist entsprechend kein kameratechnisches, sondern Gehörschutz. Wer ihn vergessen hat, kann sich aber auch an den Merchandising-Ständen noch eindecken, die Spalier auf dem Weg zur Strecke stehen. Wir entdeckten sogar eine stylische Variante mit Häkelschmuck – allerdings nur an einem Verkaufsstand und nicht auf den Köpfen.
Fototricks im Fahrerlager
Wir biegen zunächst zum Fahrerlager ab. Auch mit Stativ und großer Kameratasche ist der Eintritt kein Problem. Da wir früh genug gekommen sind, haben wir noch ausreichend Zeit, um Details hinter den Kulissen zu entdecken. Und schon sehr bald stellen wir fest, dass sich der Aufpreis von 25 Euro fürs Fahrerlager gelohnt hat: Man gelangt auf dem Weg nämlich fast direkt an die Strecke. Praktischerweise findet vor dem Höhepunkt des Tages – dem Lauf der DTM – schon ein Rahmenprogramm statt, so dass sich ausreichend Motive finden.
Für uns Fotografen ungünstig ist allerdings, dass alles aus Sicherheitsgründen vergittert ist – und das nicht nur einfach, sondern gleich doppelt. Hinter dem ersten Zaun verbirgt sich nämlich eine Art „Laufgraben“ für die Streckenposten und die Pressefotografen (übrigens: Akkreditierung nur für Motorsport-Fachjournalisten, die ihr Themengebiet mit amtlichem Presseausweis und Veröffentlichungen nachweisen können). Für letztere sind immerhin an einigen Stellen Gucklöcher ins Gitter geschnitten. Für uns muss aber der beliebte Trick ausreichen, mit langer Brennweite nah ans Gitter zu gehen. Praktischerweise funktioniert das sogar ganz gut. Wer mit dem Smartphone fotografiert, hat allerdings das Nachsehen: Durch die hohe Schärfentiefe der kleinen Sensoren und in der Regel weitwinklige Brennweiten funktionieren solche Tricks bei Gitterstäben nicht besonders gut. Da kann man allenfalls versuchen, das kleine Objektiv in eine Lücke der Gitter zu schieben. Ausrüstungstechnisch sind Autorennen aber sowieso klar eine Domäne von Kameras. Wir sind mit bis zu 900mm an einer DSLR und 600 an einer kompakten Systemkamera unterwegs, um die Distanzen zur Strecke überwinden zu können. Wir stellen aber fest, dass man auch mit 300mm schon sehr professionell wirkende Aufnahmen machen kann. Eine Kompaktkamera oder Bridgekamera mit großem Zoombereich ist also auch ein ausreichender Begleiter. Noch flexibler ist man aber mit Wechseloptik. Da es nicht besonders staubig ist, lassen sich die Objektive problemlos tauschen. Im Fahrerlager profitieren wir zum Beispiel vom mitgebrachten Ultraweitwinkel. Ein Rennauto wirkt aus der Nahperspektive einfach deutlich dynamischer. Besonders über die Ecke und von einem tiefen Standort aus fotografiert, bekommen die Boliden noch mehr Wirkung.
Spaß mit Stars und Grid-Girls
Aber auch im Fahrerlager lohnt sich ein Teleobjektiv. Einige Bereiche sind abgesperrt, so dass man nur damit interessante Details, wie etwa das Befüllen der Reifen oder Wienern der Autos, nah heranholen kann. Alles in allem sind wir begeistert, wie unmittelbar man hier alles erlebt und dass es keine Fotoverbote gibt. Der Rennsport-Fan von uns freut sich über die Interviews mit den Fahrern und dass er seinen Idolen vor und nach dem Auftritt ganz nahe kommen kann (unser Bild zeigt übrigens den sympathischen Bruno Spengler, der 2012 DTM-Champion war). Ein Autogramm ist da ebenso drin wie ein gemeinsames Foto.
Plötzlich ruft der Rennsportfan „Da hinten sind die Grid-Girls“. Und muss erst mal erklärt werden, dass es sich dabei um die hübschen Damen der Startaufstellung handelt, die die Namenstafeln der Fahrer halten. Als sie so unvermittelt um die Ecke kommen, versteht der Fotofan, warum die Profis mit zwei Kameragehäusen unterwegs sind. So schnell kann auch der noch so geübte Fotograf – also auch wir – das Objektiv nicht wechseln. Aber wir heften uns einfach an die High Heels der Damen und wechseln die Optik während der Verfolgung. So kommen wir dann doch noch zum gewünschten Bild.
Wir machen uns auf den Weg zur Tribüne. Durch das intensive Studium der Streckenkarte haben wir einen sehr guten Platz reserviert. Von ganz oben auf dem Oberrang genießen wir eine fantastische Aufsicht auf die Start- und Zielgerade. Durch die Distanz sind wir aber auch froh über die mitgebrachten langen Brennweiten. Sie ermöglichen Detailaufnahmen von der Startaufstellung. Während des Rennens machen wir uns einen Sport daraus, die Dynamik durch „Mitzieher“ zu verdeutlichen, damit das Auto auf dem Bild scharf und der Hintergrund unscharf abgebildet wird. Dazu wird die Kamera mit manuellen Fokus parallel zum Auto während der Aufnahme schnell verschwenkt. Wir merken aber sehr schnell, dass das Mitziehen geübt sein will.
Das gute Foto beginnt mit der Auswahl eines geeigneten Streckenabschnittes. Die Autos müssen sich parallel zum eigenen Standort bewegen und der Hintergrund sollte nicht zu unruhig sein. Wir stellen außerdem sehr bald fest, dass sie auch nicht zu schnell sein dürfen und wählen den Abschnitt vor einer Kurve. Reaktionsschnelligkeit ist trotzdem gefragt und viele Fehlschüsse müssen in Kauf genommen werden. Gut, dass wir eine große Speicherkarte im Gepäck haben. Immerhin ist das Mitziehen eine gute Übung für Videos, denn dafür benötigt man eine ähnliche Schwenktechnik, wenn man das Rennen dynamisch einfangen will. Wir nehmen das mitgebrachte Einbeinstativ mit Ausklappfüßen zu Hilfe. Es lässt sich auch bequem auf der Tribüne auf kleiner Grundfläche aufbauen.
Renntag klingt beim Rallycross aus
Obwohl das eigentliche Rennen nur 40 Minuten dauert, sind wir doch fast den ganzen Tag da. Sehr bald bewährt sich der Ersatzakku für die kompakte Systemkamera, denn der kommt durch die Dauerbelastung schon nach dem halben Tag zum Einsatz. Im Anschluss ans Hauptrennen findet noch ein Rallycross-Lauf statt. Der stellt sich als großer Spaß heraus, denn dabei geht es nicht nur über die Teerstrecke, sondern auch durch eine Erdpiste. Mit ultrakurzen Belichtungszeiten gelingt es, den spritzenden Matsch auf die Speicherkarte zu bannen. Da wir mit unseren Teleobjektiven weit genug weit sind, müssen wir uns keine Sorgen um die Ausrüstung machen.
Beim Wässern der Strecke reicht aber nicht mal 1/8.000 aus, um die Tropfen festzuhalten. Schade nur, dass man nicht noch näher herankommt. Aber das muss ja nicht unser letzter Tag beim Autorennen gewesen sein. Auch wenn man – wie wir – kein begeisterter Anhänger von Autorennen ist, so hat sich diese Reise dennoch aus fotografischer Sicht in jedem Fall für uns gelohnt. Wir waren bestimmt nicht das letzte Mal an der Strecke und freuen uns auf ein Motocross- oder Oldtimer-Rennen. Aber zunächst freuten wir uns auf einen ruhigen Abend. Auf Dauer drücken die Ohrstöpsel nämlich doch.
WEITERE INFOS
http://www.hockenheimring.de
Überblick über zahlreiche Rennsport-Klassen samt Terminkalender:
http://www.motorsport-magazin.com oder http://www.motorsport-total.com
ALTERNATIVEN zu unserer vorgestellten Fototour
Neben dem Hockenheimring in der Nähe von Heidelberg gibt es zahlreiche weitere große Rennstrecken in Deutschland. Bekannte und weitere Austragungsorte von DTM-Rennen sind zum Beispiel auch der Nürburgring, der Lausitzring, der Norisring (In der Nähe von Nürnberg) sowie die Motorsport Arena Oschersleben. Rallycross-Rennen finden auch auf anderen Pisten, wie etwa dem Estering, statt.