Nahaufnahmen leichgemacht

Das Grundprinzip der Nahphotographie ist, dass der Abbildungsmaßstab um so größer wird, je größer der Abstand zwischen Sensor- bzw.Filmebene und Objektiv oder je kürzer die Brennweite wird. Ein 50-mm-Normalobjektiv läßt sich bis auf etwa 45 cm Abstand zum Motiv scharfstellen. Für geringere Aufnahmeabstände und größere Abbildungsmaßstäbe sind deshalb spezielle Nahgeräte erforderlich. Ob man sich für die Nahlinse, den Zwischenring, das Makroobjektiv oder das Balgengerät mit 50-mm Objektiv beziehungsweise Lupenobjektiv entscheidet, hängt ganz von der erforderlichen Abbildungsgröße und der gewünschten Bildqualität ab. Eine Rolle spielt natürlich die schon vorhandene Kameraausrüstung, denn auf die Kompatibilität sollte beim Kauf geachtet werden.

Nahlinsen
Diese werden einzeln oder in Sätzen angeboten. Ihre Brechkraft wird in Dioptrien gemessen. Um den jeweiligen Abbildungsmaßstab zu ermitteln, teilt man die Zahl 100 durch den Dioptrienwert und erhält den Aufnahmeabstand in Zentimetern. Für besonders große Abbildungsmaßstäbe kann man zwei Vorsatzlinsen kombinieren, wobei die Bildqualität allerdings leidet. Beim Einsatz von Nahlinsen tritt kein Lichtverlust auf, da der Auszug nicht verlängert wird. TTL-Messung und Belichtungsautomatik funktionieren wie gewohnt.

Zwischenringe
Der Auszug wird durch einen einzelnen Zwischenring um 5 bis 30 mm vergrößert. Da die Zwischenringe kombiniert werden können, kann der Auszug weiter vergrößert werden. Zwischenringe liefern eine bessere Bildqualität als Nahlinsen, da sie keine optischen Elemente besitzen, die die Leistung eines Objektivs schmälern können. Beim Einsatz von Zwischenringen kommt es jedoch zu einem Lichtverlust, der zum Beispiel bei einem Normalobjektiv und Zwischenringen von 50 mm Länge zwei Blendenwerte beträgt. TTL-Messung ist möglich, Offenblendenmessung und Belichtungsautomatik jedoch nur mit "Automatik"-Zwischenringen.

Makroobjektive
Sie sind für optimale Leistung im Nahbereich korrigiert, können auch als Normalobjektive verwendet werden - wobei allerdings ihre geringe Lichtstärke von meist 3,5 nachteilig sein kann - und es gibt sie mit verschiedenen Brennweiten. Die gängigsten sind 50 und 55 mm; 100 und 200 mm sind ebenfalls zu empfehlen, weil sie größere Aufnahmeabstände ermöglichen. Wird ein Makroobjektiv - das mit verschiedenen Einstellgeräten kombiniert werden kann - direkt an die Kamera eingesetzt, bleiben alle Funktionen voll erhalten.

Balgengerät mit 50-mm-Objektiv
Sie lassen sich auf 100 bis 200 mm ausziehen und ermöglichen damit eine stufenlose Vergrößerung und größere Abbildungsmaßstäbe als Zwischenringe. Mit zunehmendem Auszug nimmt die Lichtausbeute ab. Offenblendenmessung ist nicht mehr möglich, außer mit Kameras, bei denen die Belichtung in der Sensor- beziehungsweise Filmebene gemessen wird. Arbeitsbelichtungsmessung mit dem TTL-Belichtungsmesser ist jedoch möglich.

Balgengerät mit Lupenobjektiv
Lupenobjektive - sie haben keine Einstellfassung - sind spezielle Makroobjektive, die ausschließlich für den Einsatz an einem Balgengerät konzipiert sind. Mit einem 35-mm-Lupenobjektiv sind Abbildungsmaßstäbe bis 6:1, bei 20 mm bis 10:1, mit extralangem Auszug oder zusätzlichen Zwischenringen bis 20:1 möglich. Bei extremer Vergrößerung ist das Bild auf dem Sensor beziehungsweise auf dem Film bis zu acht Blendestufen dunkler als bei einem auf unendlich gestellten Objektiv. Ein Blitzlicht ist aus diesem Grund unentbehrlich.